„Die Gründung ist eine sensible Phase in der Entstehung eines Unternehmens“, betont Walker. „Um die Gründerszene besser verstehen zu können, müssen wir lernen wie sie denkt und welche Bedürfnisse sie hat“, erklärte die Landtagsabgeordnete bei Ihrem Besuch der Firma Synapticon in Schönaich.
Nikolai Ensslen, Gründer des Hightech-Unternehmens Synapticon, war hierfür der richtige Ansprechpartner. Gemeinsam mit seinen rund 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern entwickelt das Unternehmen innovative Steuerungstechnik für Robotersysteme. 2017 zog Ensslen mit Synapticon, das mittlerweile Vertretungen in Redwood City/Kalifornien, Schanghai/China und Belgrad/Serbien hat, von Filderstadt in den Landkreis Böblingen.
Während der Gründungsphase konnte Ensslen sowohl Erfahrungen mit der „Gründerkultur“ im Ausland als auch in Deutschland sammeln: „Gerade während der Umsetzung einer Gründungsidee würden sich angehende Unternehmer in Deutschland mehr Unterstützung wünschen“, betont Ensslen. Dabei denkt der Firmenchef nicht vorrangig an groß angelegte Förderprogramme. Vielmehr fehle es häufig an struktureller undorganisatorischer Unterstützung. Günstige Gewerbeflächen und flexibel anpassbare Räumlichkeiten seien Mangelware. In den Kommunen vermisse er immer noch eine Willkommenskultur für Gründer oder wenigstens direkte Ansprechpartner. Auch eine Vernetzung von Start-Up Unternehmen mit potentiellen, privaten Geldgebern sei für junge Unternehmer hilfreich.
„Wir arbeiten in Deutschland oft sehr kleinteilig und denken nicht in großen Dimensionen“, gab Walker zu bedenken. Der Landkreis Böblingen sei zwar im baden-württembergischen Vergleich der Landkreis mit der höchsten Innovationsfähigkeit. Trotzdem befürchten viele Unternehmerinnen und Unternehmer im Kreis noch immer, dass die stark optimierte Industrie im Landkreis Böblingen nur wenig Raum für die Gründer zulässt. Auch die in den letzten Jahren umfassend geschaffenen und ausgebauten Beratungsangebote für Existenzgründer hätten diese Befürchtungen nicht aus dem Weg räumen können. „Gründer bewegen sich mit ihren Ideen auf dem internationalen Markt, wo die Standortfaktoren der potentiellen Gründungsstandorte miteinander in Konkurrenz stehen“, so Ensslen. In unserem Raum führe dies oft dazu, dass Ideen der Start-ups in den hiesigen Großkonzernen enden.
Hinsichtlich der finanziellen Unterstützung während der Gründungsphase bietet das Land Baden-Württemberg Start-ups mit Programmen wie Start-up BW Pre-Seed, BW Elevator Pitch, Hightech Summit oder dem Cyber One Hightech Award Baden-Württemberg eine ausgefeilte Förderstruktur. Einig war man sich auch darüber, dass das Engagement der Hochschulen für Gründungen besser genutzt werden könnte. „Die Qualität unserer Hochschulen ist sehr gut. Das Potential der Hochschulen könnte effektiver genutzt werden, wenn die Hochschulen intensiver miteinander kooperieren würden“, betont die Landtagsabgeordnete. „Eine nächste Entwicklungsstufe könnte beispielsweise die verbesserte Vernetzung der Hochschulen im Land sein.“ Thekla Walker hob an diesem Punkt für den Landkreis das Herman Hollerith Zentrum (HHZ) als Erfolg hervor. Das Lehr- und Forschungszentrum schließt im Landkreis eine Lücke zwischen Forschung und Praxis und arbeitet interdisziplinär mit anderen Hochschulen zusammen.
Hintergrundinformationen zum Unternehmen:
Die Synapticon GmbH ist ein junges Unternehmen im Bereich Embedded Systems mit Niederlassungen in Schönaich bei Stuttgart, im Silicon Valley sowie in China und Serbien, wurde 2010 in Gruibingen auf der Schwäbischen Alb gegründet. Die Technologie des Unternehmens ermöglicht Intelligent Robotic Motion und umfasst Hard- und Software für vernetzte Steuerungssysteme. Kunden von Synapticon profitieren von interdisziplinärer Kompetenz und leistungsfähigen, hoch flexiblen Produkten. Diese ermöglichen maßgeschneiderte Lösungen in den Bereichen Industrierobotik, fahrerlose Transportsysteme mobile Service-Robotik sowie Spezialanwendungen in der Automatisierung. Das Portfolio von Synapticon umfasst die Produktreihen SOMANET, LONA und LINK. Damit können Entwickler von robotischen Systemen mühelos verteilte Steuerungssysteme konfigurieren, aufbauen und programmieren, bei denen Motor- und Bewegungssteuerung, Erfassung von Sensordaten, intelligente Datenverarbeitung und autonome Navigation vollständig integriert sind.