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Große Debatte über den Schlachthof Gärtringen

Wie kann der Austausch mit Bürgerinnen und Bürgern in Pandemiezeiten gelingen? Eine gute Möglichkeit um trotz der geltenden Kontaktbeschränkungen im Gespräch zu bleiben sind Online-Veranstaltungen. Die Böblinger Landtagsabgeordnete Thekla Walker (Grüne) hatte deshalb zur einem digitalen Austausch zu der Frage eingeladen, wie Tierschutz und Schlachtung in Einklang gebracht werden können.

Wie sehr die letzten Herbst publik gewordenen Tierschutzverstöße am Gärtringer Schlachthof auch nach einem halben Jahr noch die Menschen in der Region bewegen, zeigte das große Interesse an Walkers Informations- und Gesprächsangebot: 110 Zuhörerinnen und Zuhörer wählten sich in das Online-Meeting ein. Gemeinsam mit der Landestierschutzbeauftragten Dr. Julia Stubenbord und dem Präsidenten der Landestierärztekammer Dr. Thomas Steidl arbeitete Walker zu Beginn den Schlachthof-Skandal von Gärtringen nochmal einmal auf.

Zum Schlachthof Gärtringen hielt die grüne Landtagsabgeordnete Walker fest: „Wir wollen den Schlachthof erhalten und ihn so ausstatten, dass unter Einhaltung höchster Tierschutzstandards geschlachtet wird. Wir Grüne stärken aber auch alternativen Schlachtmethoden.“ Bei der „Mobilen Schlachtung“ werden die Tiere zur Schlachtung direkt aus dem Stall oder von der Weide in einen Fangstand gebracht. Dort erfolgt dann eine Betäubung unter kontrollierten Bedingungen und unmittelbar im Anschluss die hygienische Entblutung in einem mobilen Schlachtraum. Die weitere Verarbeitung wird in einem stationären Schlachthof durchgeführt. Diese Methode hat den Vorteil, dass keine Lebendtiertransporte notwendig sind. Die Tötung der Tiere findet in stressfreier und vertrauter Umgebung statt. „Daher habe ich mich mit meinen Kolleginnen und Kollegen aus der grünen Landtagsfraktion dafür eingesetzt, dass die Entwicklung eines Prototyps einer Mobilen Schlachteinheit (MSE) vom Land gefördert wird. 2019 hat sie Marktreife erreicht. Auch der neue Betreiber des Schlachthofes Gärtringen hat großes Interesse an der Nutzung dieser Methode und einer Bio-Zertifizierung, was ich sehr begrüße.“ so Walker weiter.

Neue Möglichkeiten um Tierschutzverstöße konsequent und engmaschig aufzudecken, bieten automatisierte Verfahren, die mit Künstlicher Intelligenz (KI) arbeiten. Ein bundesweit einmaliges Forschungsprojekt auf Landesebene, dass den Einsatz solcher Systeme in der Schlachtung erprobt, wurde auf Initiative von Walker bereits vor knapp zwei Jahren auf den Weg gebracht und befindet sich nun in der Pilotphase.

Allgemein sieht Walker bei der Schlachtung von Tieren jedoch „eine große Polarisierung in unserer Gesellschaft. Wir Grünen im Land versuchen diese Interessen unter einen Hut zu bekommen. So lange Menschen Fleisch essen, muss durch eine regionale Infrastruktur von Schlachthöfen, mobilen Schlachteinrichtungen und besseren Haltungsbedingungen die Situation der Tiere bestmöglich gestaltet werden.“

Der Fraktionsvorsitzende der Grünen Kreistagsfraktion Roland Mundle zeigte sich optimistisch, dass der Schlachthof Gärtringen mit einer Bio-Zertifizierung und baulichen Veränderungen auch nachhaltig verbessert wieder öffnen könne, „damit die Verbraucherinnen und Verbraucher ihr Vertrauen in unsere regionale Schlachthofinfrastruktur zurückgewinnen können“.

Neben vielen interessierten Bürgerinnen und Bürgern aus dem Kreis Böblingen waren auch die SOKO Tierschutz, welche die Videobilder aus dem Schlachthof veröffentlicht hatte, sowie viele Ehrenamtliche aus dem Tierschutz und regionale Landwirtinnen und Landwirte am Montagabend in das Online-Meeting eingewählt und beteiligten sich rege mit Wortmeldungen und parallel im Chat.

Walker schloss mit einem Appell an alle Beteiligten, sich „für konkrete Lösungen einzusetzen. Die Tierärztinnen und Tierärzte haben keine Lust mehr genau so weiterzumachen, die Landwirtinnen und Landwirte und die Tierschützerinnen und Tierschützer ebenso wenig. Daher brauchen wir eine gesellschaftliche Debatte, um einen Kompromiss zu finden, der Tierleid verringert und Landwirtinnen und Landwirten eine neue Perspektive eröffnet. Mein Ziel ist eine naturnahe und tiergerechte Landwirtschaft, von der Erzeugerinnen und Erzeuger gut leben können.“

 

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